Multiple Sklerose

MS, auch bekannt als Encephalomyelitis disseminata, ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die durch verstreute Entmarkungsherde in der weißen Substanz von Gehirn und Rückenmark gekennzeichnet ist. Diese Entzündungen entstehen vermutlich durch Angriffe des Immunsystems auf die Myelinscheiden der Nervenzellfortsätze. Die vielfältigen Symptome der Erkrankung können nahezu jedes neurologische System betreffen, von Sehstörungen bis hin zu Bewegungs- und Koordinationsproblemen. Trotz intensiver Forschung bleibt die genaue Ursache der MS ungeklärt.

Die rTMS kann in der Behandlung von MS eingesetzt werden, um Symptome wie Spastizität, Fatigue, Schmerzen, motorische Einschränkungen und kognitive Defizite zu lindern. Dabei werden gezielt Areale des motorischen oder präfrontalen Kortex stimuliert. Die rTMS ist eine vielversprechende Ergänzung zu bestehenden MS-Therapien, insbesondere bei schwer behandelbaren Symptomen.

Behandlung von MS mit rTMS – Ansatz und Ziele

Die Anwendung von rTMS bei MS zielt darauf ab, sowohl motorische als auch nicht-motorische Symptome zu verbessern. Dabei werden neuronale Schaltkreise im Gehirn durch nicht-invasive Magnetstimulation gezielt moduliert, um die Plastizität des ZNS zu fördern und Funktionsstörungen zu lindern.

  1. Therapieziele
    • Motorische Funktionen verbessern: Die Stimulation des motorischen Kortex kann Muskelkraft und Koordination stärken sowie Spastizität reduzieren.
    • Fatigue lindern: Durch Modulation der neuronalen Aktivität lässt sich die oft belastende Erschöpfung mildern.
    • Spastizität verringern: Niedrigfrequente Stimulation hilft, überaktive motorische Netzwerke zu beruhigen.
    • Schmerzlinderung: Bei neuropathischen Schmerzen kann rTMS helfen, die Wahrnehmung und Verarbeitung von Schmerz zu beeinflussen.
    • Kognitive und emotionale Funktionen fördern: Stimulation bestimmter Hirnregionen kann die Konzentration, das Gedächtnis und die Stimmung verbessern.
  2. Zielregionen der Stimulation
    • Primärer motorischer Kortex (M1): Für Bewegungsverbesserungen und Spastizitätsreduktion.
    • Dorsolateraler präfrontaler Kortex (DLPFC): Zur Behandlung kognitiver Defizite und Fatigue sowie zur emotionalen Regulation.
    • Supplementär-motorischer Kortex (SMA): Unterstützt Bewegungsplanung und -koordination.
    • Sensorischer Kortex: Zielregion bei neuropathischen Schmerzen.

Behandlungsprotokoll und Wirkungsweise

Die rTMS-Behandlung folgt einem klar definierten Protokoll:

  • Frequenz und Intensität: Hochfrequente Stimulation (10-20 Hz) wird verwendet, um Aktivität in betroffenen Regionen zu steigern, während niedrigfrequente Stimulation (1 Hz) überaktive Bereiche hemmt.
  • Sitzungsanzahl: In der Regel umfasst eine Therapie 20-30 Sitzungen über 4-6 Wochen. Jede Sitzung dauert 20-40 Minuten.
  • Zielgenaue Anwendung: Die Stimulation erfolgt präzise, oft mithilfe von neuronavigierten Verfahren.

Die modulierten Hirnregionen zeigen erhöhte Plastizität, was sich positiv auf Bewegungsfähigkeit, Spastizität, Fatigue und kognitive Funktionen auswirken kann.

Wirkungsweise von rTMS bei Multipler Sklerose

Die rTMS-Behandlung wirkt, indem sie die neuronale Aktivität in den betroffenen Hirnregionen moduliert, was folgende Effekte hat:

  • Förderung der Neuroplastizität: rTMS kann die synaptische Plastizität erhöhen, also die Fähigkeit des Gehirns, sich durch Bildung neuer neuronaler Verbindungen zu verändern. Dies ist besonders hilfreich bei MS, um funktionelle Ersatzwege zu fördern und Schäden auszugleichen.
  • Reduktion der Spastizität: Die Spastizität bei MS ist das Ergebnis einer übermäßigen Erregung bestimmter motorischer Netzwerke. Niedrigfrequente rTMS kann diese Erregung dämpfen und so die Spastizität verringern.
  • Verbesserung der motorischen Kontrolle: Hochfrequente rTMS des motorischen Kortex fördert die Aktivierung von motorischen Schaltkreisen und trägt zur besseren Koordination und Muskelsteuerung bei.
  • Modulation der Schmerzwahrnehmung: rTMS des sensorischen Kortex oder DLPFC kann die Schmerzwahrnehmung durch eine verringerte Aktivität in den Schmerzkreisläufen des Gehirns beeinflussen.
  • Verbesserung der Stimmung und kognitiven Funktionen: Die hochfrequente Stimulation des DLPFC hat gezeigt, dass sie depressive Symptome und kognitive Beeinträchtigungen lindern kann, was für MS-Patienten von großer Bedeutung ist, da diese Symptome häufig die Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Nebenwirkungen und Integration in die Therapie

Die Behandlung gilt als sicher, gelegentlich treten jedoch milde Kopfschmerzen oder Kopfhautreizungen auf. In seltenen Fällen können Krampfanfälle auftreten, sofern Sicherheitsprotokolle nicht eingehalten werden. rTMS lässt sich hervorragend mit anderen Therapien kombinieren, etwa mit Physiotherapie, kognitiver Rehabilitation oder medikamentöser Behandlung.

Fazit

Die rTMS-Behandlung eröffnet neue Perspektiven für MS-Patienten, indem sie motorische und nicht-motorische Symptome effektiv adressiert. Die Kombination aus innovativer Technologie und personalisierter Therapie bietet das Potenzial, die Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Weitere Forschung ist erforderlich, um das volle Wirkungsspektrum von rTMS bei MS zu erschließen.